1989–2006

Mit dem Anschluss der DDR an die BRD 1990 und der Zugehörigkeit zum „Landesverband Berlin der Gartenfreunde“ seit 1991 treten auch im Leben unserer Anlage gravierende Veränderungen ein. Aus diesen ergeben sich neue Anforderungen insbesondere für den Geschäftsführenden Vorstand, in den am 4. Dezember 1993 gewählt werden Manfred Ruschke als 1. Vorsitzender, Dr. Eckhard Trümpler als 2. Vorsitzender, Karl-Heinz Ende als Kassierer und Manfred Hamann als Schriftführer.

 

Zuerst ist es notwendig, dass wir uns wieder als selbstständiger Verein konstituierten. Das findet seinen Abschluss mit der Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg am 16. Mai 1994, nachdem bereits am 28. Juni 1990 die Eintragung in das Vereinsregister Berlin-Mitte erfolgt war. Das ist mit vielen Überlegungen und Diskussionen verbunden und erstreckt sich über längere Zeit. Am 4. Dezember 1993 beschließt die Mitgliederversammlung einstimmig die Satzung unseres Vereins, und im Mai 1994 wird noch die Gartenordnung verabschiedet.

 

Aus dem nun für uns geltenden Bundeskleingartengesetz und seiner Überleitung in den neuen Ländern sowie aus Bestimmungen, die der Berliner Senat erlässt, ergeben sich für uns viele neue Aufgaben und manche Fragen. In den neunziger Jahren gilt es vor allem, die Berliner Kleingärten in ihrem Bestand zu sichern und allen Bestrebungen entgegenzutreten, Gartenland für Industrie-, Wohnungs- und Verkehrsbauten in Beschlag zu nehmen. Mitglieder unseres Vereins beteiligen sich an dazu durchgeführten Demonstrationen und Kundgebungen.

 

Von weitreichender Bedeutung ist, dass in dem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz vorgelegten und vom Berliner Abgeordnetenhaus am 23. Juni 1994 beschlossenen Flächennutzungsplan unsere Anlage als Kleingartenfläche ausgewiesen wird.

 

Eine große Aufgabe sind die Erneuerung der Wasserleitungen sowie der Einbau eigener Wasserzähler in den Parzellen in den Jahren 1991 bis 1995. Diese Arbeiten erweisen sich als notwendig, da durch die Bodenbewegungen, verursacht durch die Schwankungen des Grundwasserstandes, die alten Gussrohre oft wegbrechen und nicht mehr auf Dauer repariert werden können.

 

Diese Problematik - Schwankungen des Grundwasserstandes bis zu Vernässungen und Überschwemmungen vieler Parzellen - prägt in unterschiedlichem Maße und in bestimmten Abständen die Geschichte unserer Anlage von Beginn an. Seit den achtziger Jahren haben wir es mit partiellen Überschwemmungen in den Wegen 1 und 4 und mit Vernässungsschäden in weiteren Parzellen des Abschnitts I, aber auch des Abschnitts II zu tun, die uns über die Jahre recht große Sorgen bereiten. Diese Überschwemmungen und Vernässungen machen uns vor allem 1987/1988 und noch mehr von 1994 bis 2000 und wiederum 2004/2005 zu schaffen. Sie treten auf, wenn die Brunnengalerie an der Rummelsburger Straße und der Straße An der Wuhlheide abgeschaltet ist. Um mit diesen Schwierigkeiten und Belastungen fertigzuwerden sind vielfältige Aktivitäten, viel Zeit und Kraft notwendig: Wir tragen unsere Anliegen an das Bezirksamt Berlin-Lichtenberg heran und erreichen, dass sie auch Gegenstand von Beratungen der Bezirksverordnetenversammlung werden. Wir wenden uns an das Wasserwerk Wuhlheide, an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, an den Petitionsausschuss der Berliner Stadtverordnetenversammlung und - was sich als sehr wirksam erweist - wir bringen unsere Sorgen und Erwartungen in die Presse . Dabei erfahren wir vom Bezirksverband Lichtenberg der Gartenfreunde unter seinem Vorsitzenden Dr. Manfred Weiß jede diesem mögliche Unterstützung. So findet am 26. Februar 1996 eine Besichtigung der unter Wasser stehenden Parzellen mit Bezirksbürgermeister Dr. Wolfram Friedersdorff und Vertretern anderer beteiligter Stellen statt. Und das ist nicht die einzige Vor-Ort-Begehung. Mancher wird sich noch der Mitgliederversammlung am 13. Februar 1999 mit dem Vorsitzenden des Bezirksverbandes Dr. Weiß und mit Baustadtrat Andreas Geisel vom Bezirksamt Lichtenberg erinnern, über deren lebhaften Verlauf der „Berliner Gartenfreund“ unter dem Titel „ Das Wasser sinkt, doch die Wogen sind noch lange nicht geglättet. Lichtenberger Kleingärtner von ‚Stallwiese’ zwischen Bangen und Hoffen “ ausführlich berichtet. Von erheblicher Wirkung ist, dass auch andere Berliner Kleingartenanlagen unter Vernässungen leiden, wir also mit unseren Sorgen nicht allein stehen. Alle diese Aktivitäten tragen entscheidend dazu bei, dass der Fortbestand unserer Anlage bestätigt wird, unsere Interessen als Kleingärtner einvernehmlich in hohem Maße Berücksichtigung finden und entsprechende Maßnahmen durchgeführt werden können. So erfolgt der Abriss der Baulichkeiten auf den Parzellen 27 und 29 und übernehmen wir die Obhut und Pflege über dieses Terrain.

Für insgesamt 18 Parzellen wird für die Jahre mit Vernässungsschäden die Pacht ganz oder teilweise erlassen.

 

Belastend wirkt zunehmend der Anstieg laufender Ausgaben: Die Pacht hat 1992 noch 0,1746 DM pro Quadratmeter und Jahr betragen, im Jahr 2002 wird sie auf 0,3571 Euro umgestellt, seitdem bleibt sie bis heute unverändert. Für Strom haben wir 1993 0,25 DM pro kWh zu zahlen, von 0,1167 Euro im Jahr 2002 steigen die Kosten dafür auf 0,15 Euro im Jahr 2006. Eine beträchtliche Erhöhung vollzieht sich bei den Aufwendungen für Wasser. 1993 kostet ein Kubikmeter 2,25 DM, von 2002 bis 2006 steigt sein Preis von 1,887 Euro auf 2,18 Euro. Während der Vereinsbeitrag in Höhe von 36,81 Euro in den Jahren 2002 bis 2006 konstant bleibt, verändert sich der Verbandsbeitrag im gleichen Zeitraum von 37,73 Euro auf 39,12 Euro.

 

In den letzten Jahren verzeichnen wir auf einigen Parzellen zum Teil erhebliche Schäden durch Wildschweine.

 

Spätestens Anfang des neuen Jahrhunderts müssen wir erkennen, dass die Zukunft unseres Vereins und unserer Gärten unmittelbar davon abhängig ist, ob es gelingt, Nachfolger für einige der wichtigsten Funktionen zu gewinnen. Wir kommen nicht umhin, dem Wunsch unseres langjährigen 1. Vorsitzenden Manfred Ruschke zu entsprechen, ihn von seiner Funktion zu entbinden. Karl-Heinz Ende, von 1980 bis 1998 unser Kassierer, verlieren wir durch seinen plötzlichen Tod 1999. Unser Schriftführer Manfred Hamann legt aus gesundheitlichen Gründen seine Funktion nieder, im März 2006 verstirbt er. In dieser schwierigen Situation, als es um Fortbestand oder Auflösung der Anlage geht, springen Frauen in die Bresche: Martina Wetzel erklärt sich bereit, die Funktion der 1. Vorsitzenden zu übernehmen, ebenso Liane Stegemann, die bereits seit 1998 als Kassiererin fungiert und die damit verbundene umfangreiche Arbeit bewältigt - zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit. Und schließlich kann Gabriele Mlodozeniak als Schriftführerin gewonnen werden. Den genannten Gartenfreundinnen ist es zu danken, dass wir im Frühjahr 2004 nicht in die Liquidation gehen müssen.

 

Erhebliche Veränderungen haben sich in der Zusammensetzung unserer Mitgliedschaft vollzogen. Im Jahr 2005 beträgt das Durchschnittsalter der Mitgliedschaft 59 Jahre, etwa 39 Prozent sind Rentner und eine ganze Reihe erwerbslos. 12 Prozent der Mitglieder gehören seit 1981 zu uns, 25 Prozent seit 1991. So vollzieht sich seit den letzten Jahren ein Generationenwechsel.